Die Erwartungen an künstliche Intelligenz sind so hoch wie nie. Bereits im Juni 2023 haben wir einen Artikel veröffentlicht, bei dem wir davon berichteten, wie wir die KI in unseren Scan2BIM-Prozess integrieren.
Damals – das war unser Eindruck – standen viele der Künstlichen Intelligenz noch eher skeptisch gegenüber, während heute, ein knappes Jahr später, die Erwartungen so groß wie nie sind. Wir trafen auf der digitalBAU einige Unternehmer*innen, die auf der Suche nach KI-Lösungen waren, um ihre Arbeits- und Unternehmensprozesse zu erleichtern oder zu verbessern.
So einfach ist das aber noch nicht, denn die hohen Erwartungen sind derzeit noch oft das Resultat des Marketing-strategischen KI-Hypes. Aber: Wie lange müssen wir noch auf hilfreiche und wirklich gute Lösungen warten?
Rückblick Juni 2023
Im letzten Jahr haben wir uns angesehen, was der „KI-Markt“ zu bieten hat, testeten verschiedene Plugins und versuchen, diese in unseren Scan2BIM-Workflow zu integrieren.
Das Resümee damals? „KI ist hilfreich, ganz besonders wenn es um monotone Arbeitsschritte geht, aber die richtungsweisende Innovation ist im Scan2BIM-Bereich damals wie heute noch nicht am Markt.“, stellt Sandu, einer unserer Revit-BIM/CAD-Experten, fest.
Was können wir uns von der KI noch erwarten? Was ist Utopie, was ist möglich und was bereits Fakt?
Unsere Einschätzungen und Erwartungen an die KI
Von Utopie spricht man bei Künstlicher Intelligenz besser nicht. Viele Dinge, von denen man geglaubt hat, dass sie unmöglich seien, sind heute Normalität. Glaubt man dem Tesla-Chef Elon Musk, könnte die Künstliche Intelligenz spätestens 2026 klüger sein als der klügste Mensch der Welt, das haben neben dem „Standard“ am 9. April 2024 auch noch mehrere andere Medien berichtet.
„KI ist eine gute Ressource, um Ideen zu generieren. Eine kritische Betrachtung über die von KI generierten Informationen ist allerdings notwendig, da die Feinheiten eines Themas nur von echten Fachleuten verstanden und beurteilt werden können. Ich glaube, dass KI eine große Bereicherung sein kann, aber in der Sparte „Scan-to-BIM“ werden wir vermutlich noch länger auf bahnbrechende Tools warten müssen.“, ist sich Liudmila, ArchiCAD CAD/BIM-Expertin sicher.
„Wir erhoffen uns, dass die KI vor allem einfache Arbeitsschritte und Workflows selbstständig und verlässlich ausführen kann. Gerade bei weniger anspruchsvollen Scan-to-CAD/BIM Projekten glauben wir, dass das Potential der Zeitersparnis bei der Modellierung an Relevanz zunimmt und wir hoffen, dass der Nutzen die Kosten übersteigt.“, sagt Michael. „Die Punktwolke eines beliebigen Gebäudes in die CAD-Software zu laden und das fertige Modell per Mausklick zu generieren, funktioniert derzeit im Idealfall nur für einfachste Gebäude (LOG100-200) und ohne Rücksicht auf sämtliche Modellanforderungen*, aber ich kann mir vorstellen, dass die KI in Zukunft auch komplexere Gebäude mit wenig Zutun des Modellierers in ein hochwertiges 3D-Modell umwandeln kann.“
„Unserer Erfahrung nach ist es entscheidend, die Modellanforderungen individuell auf den zukünftigen Anwendungsfall hin zuzuschneiden. Darin liegt die größte Komplexität, da das Ergebnis bei ein und demselben Gebäude äußerst unterschiedlich sein kann, je nachdem, wer das Modell wie verwenden wird. Je nach Modellanforderung, wird das CAD- (oder BIM) Modell grundsätzlich unterschiedlich aufgebaut und ausgearbeitet.“ erklärt Philipp „Und genau darin liegt die Herausforderung der Entwickler, aber auch für uns Modellierer: Die KI so zu entwickeln und zu trainieren, dass die Modelle trotz ihrer Komplexität und Individualität ihren Zweck erfüllen.“
„Potential für eine maximale Effizienzsteigerung dank KI-Tools erwarten wir, wenn ein Tool auf einen bestimmten Use Case optimiert wird und diesen beherrscht, sodass kaum Zeit für Nacharbeit und Qualitätssicherung aufgewendet werden muss.“
„Die aktuell besten Scan-to-BIM KI-Tools können einfache Bauteile darstellen, die anschließend mit mehr Detail und Information versehen werden müssen.“, weiß Sandu aus der Praxis. „Hier sehen wir derzeit den Use-Case der KI-Tools: Unterstützen und im Idealfall Übernehmen von repetitiven und zeitaufwändigen Arbeitsschritten.“, ist sich Michael sicher. „Diese Schritte müssen einen gewissen Anteil am Gesamtprojekt einnehmen, damit die Effizienzsteigerung des Tools die Kosten überwiegt.“, ergänzt Amy.
Wie sieht es am Markt aus, was verspricht er in nächster Zeit?
Die Programmierung von KI-Tools für Scan-to-BIM ist komplex. Die (BIM-) Modellierung aus Punktwolken ist ein umfassender und meist individueller Vorgang. (Hier geht's zur Scan2BIM LOD Definition) Deshalb kostet es Zeit und vor allem Geld, bis man von lukrativen und lohnenden Tools am Markt sprechen kann. Erfreulicherweise gibt es schon viele Unternehmen, die an Lösungen arbeiten.
Graphisoft beispielsweise arbeitet selbst an unterschiedlichen KI-Tools für ArchiCAD, achtet aber auch darauf, was am Markt passiert und geht gegebenenfalls auch Kooperationen ein. Speziell in der Punktwolkenmodellierung wird bereits mit einem Unternehmen kooperiert, das Add-Ons zur Verarbeitung der Punktwolken entwickelt. Wir sind auf jeden Fall gespannt, wie sich die Lage weiterhin entwickeln wird.
Der Reiz und die Pflicht, KI in den Scan-to-BIM Prozess zu integrieren
Wie viele andere Unternehmen müssen auch wir gewährleisten, dass der Auftraggeber das qualitativ und individuell beste Produkt – in unserem Fall das CAD-Modell – so kostengünstig wie möglich erhält. Das ist nur möglich, wenn wir die fortschrittlichsten und besten Tools zur Verbesserung unseres Angebots anwenden.
Die Verantwortung für den Einsatz eines jeden Tools, liegt bei uns und damit verbunden auch die gewissenhafte Suche/Testung besserer Lösungen und Tools und die Entscheidung über deren Einsatz.
Sie interessiert das Thema 3D Modellierung (BIM) und möchten mehr darüber erfahren oder Sie haben konkrete Fragen? Über einen gemeinsamen Austausch freuen wir uns sehr!
Michael Danklmaier,
Miviso Co-Founder
Tel.: +43 664 4563309
*Modellanforderungen: Definieren die Anforderungen an ein Modell. Dazu zählen allgemeine Informationen zum Gebäude, der Detailgrad des fertigen Modells, dokumentierte Informationen des Gebäudes, benötigtes Dateiformat sowie Bürostandards, falls vorhanden.
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