Der Bau eines Gebäudes ist ein Zusammenspiel aus Entwurf, Planung und Ausführung. Doch was passiert, wenn der Rohbau steht und nicht exakt dem Planmodell entspricht? Mehr als 10 % der Baukosten werden durch Fehler verursacht. Laut Christoph Hagmann betragen die Baukosten für Nacharbeiten in Österreich sogar zwischen 4 und 18 Prozent.
Abweichungen zwischen der gebauten Realität und den Planungsdaten (über der Bautoleranz), können erhebliche Auswirkungen haben – von zusätzlichen Kosten bis hin zu Verzögerungen im Bauablauf.
Ein Mittel, um weitreichende Konsequenzen zu vermeiden, ist ein Abgleich des Rohbaus mit dem Planungsmodell. Mithilfe von Laserscanning und einer entsprechenden Software lassen sich Abweichungen frühzeitig erkennen, sodass Fachplaner noch darauf reagieren können und Überraschungen in der späteren Bauphase vermieden werden. Doch wie funktioniert dieser Abgleich, und warum „zahlt“ er sich aus?
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Warum lohnt sich ein Abgleich zwischen Rohbau und Planmodell?
In der Bauindustrie sind präzise Planungen entscheidend. Ein Planmodell, bei Großprojekten oft in Form eines BIM-Modells, bildet die Grundlage für die Bauausführung. Noch während des Baus kommt es jedoch häufig zu Abweichungen über der Bautoleranz, die durch unterschiedliche Faktoren wie Baustellenbedingungen oder unvorhergesehene technische Schwierigkeiten verursacht werden.
Diese Abweichungen bleiben oft unbemerkt, bis es zu spät ist – etwa bei der Montage von Bauelementen oder dem Innenausbau. Genau hier setzt der Abgleich zwischen dem Rohbau und dem Planmodell an.
Mithilfe eines Abgleichs können Unstimmigkeiten frühzeitig entdeckt werden, was nicht nur Zeit und Kosten spart, sondern auch spätere Anpassungen oder Nacharbeiten reduziert. Dies ermöglicht eine höhere Genauigkeit bei der weiteren Ausführung und hilft, potenzielle Fehlerquellen bzw. Kostenverursacher zu minimieren.
Was kann passieren, wenn Abweichungen spät entdeckt werden?
Werden Unstimmigkeiten zwischen Plan und Rohbau erst in einer späten Bauphase entdeckt, können die Konsequenzen schwerwiegend sein. Ein klassisches Beispiel ist die Installation von Versorgungsleitungen. Wenn sich herausstellt, dass die Positionen der Durchbrüche im Rohbau nicht exakt dem Planmodell entsprechen, müssen diese möglicherweise nachträglich korrigiert werden – was in vielen Fällen mit erheblichen Mehrkosten und Verzögerungen verbunden ist.
Ein weiteres Problem könnten strukturelle Abweichungen sein, die sich auf die Tragfähigkeit des Gebäudes auswirken. Wenn beispielsweise Betonwände nicht in der geplanten Position errichtet wurden, könnten spätere Einbauten oder die Lastenverteilung beeinträchtigt sein. Auch der Einbau von Fenstern, Türen oder Fassadenelementen kann durch falsch positionierte oder dimensionierte Bauelemente erschwert oder unmöglich gemacht werden.
Wie funktioniert ein Punktwolkenabgleich und welche Fehler werden damit vermieden?
Ein Punktwolkenabgleich des Rohbaus funktioniert, indem der Rohbau mithilfe eines Laserscanners erfasst wird. Diese erstellte Punktwolke wird anschließend mit dem 3D-Planungsmodell in einer Software verglichen. Dabei erkennt die Software Abweichungen, die in Form von Diagrammen oder Farbschemata visualisiert werden.
Es muss unbedingt darauf geachtet werden, in welcher Bauphase man sich befindet, um einen korrekten Abgleich durchführen zu können. Handelt es sich um einen Abgleich mit dem Rohbau (das ist der Regelfall), sollte das 3D-Planungsmodell ohne Oberflächenschichten oder zusätzliche Bauteilschichten (z.B. Wand- oder Deckenaufbau) verglichen werden.
© Miviso
Welche Daten werden benötigt?
Für einen erfolgreichen Punktwolkenabgleich wird das (BIM-)Modell des Gebäudes benötigt, das die geplanten Strukturen und Bauelemente enthält. In der entsprechend geeigneten Software ist Das Datenformat ist hier egal und kann daher auch eine native Datei, zum Beispiel .rvt, sein.
Die Punktwolke kann ebenfalls in einem beliebigen Dateiformat sein. „Hier sollte darauf geachtet werden, dass die Punktwolke sauber ist und nicht zu viel „Rauschen“ beinhaltet.“, betont Victor, BIM-Modellierer bei Miviso. Unter „Rauschen“ der Punktwolke versteht man störende Objekte auf der Punktwolke wie Autos, Menschen, Schalungen oder Baumaschinen… In solchen Fällen muss die Datei neben der automatischen Bereinigung zusätzlich meist noch manuell bereinigt werden und das kann in weiterer Folge zu einem erheblichen Zeitaufwand führen.
Wie lange dauert ein Punktwolkenabgleich?
Die Dauer eines Punktwolkenabgleichs hängt von der Komplexität des Gebäudes und der Größe der erfassten Daten ab. Der eigentliche Laserscan des Rohbaus kann je nach Gebäudegröße wenige Stunden bis mehrere Tage in Anspruch nehmen. Dasselbe gilt für den eigentlichen Punktwolkenabgleich.
Praxisbeispiel 1:
Für ein Gebäude mit 7.850 m² dauerte der Prozess vom Herunterladen der Punktwolke bis hin zum fertigen, detaillierten Bericht mit etwa 300 Seiten insgesamt 12 Tage: 1 Tag: Punktwolke herunterladen 3 Tage: Punktwolke importieren und reinigen 2 Tage: Modell reinigen 2 Tage: Modell an Punktwolke anpassen 4 Tage: Berichterstellung
Praxisbeispiel 2:
Für ein Gebäude mit 300 m² dauerte der gesamte Prozess etwa 5 Stunden.
Der Abgleich zwischen Rohbau und Planmodell ist bei Projekten, die mit der BIM Methode umgesetzt werden, ein sinnvoller Schritt, um große Bauprojekte erfolgreich und ohne Überraschungen abzuschließen.
Mit dem Einsatz von Laserscanning-Technologie und moderner Software können Abweichungen frühzeitig erkannt und korrigiert werden und die weitere Planung sowie der Bauablauf daran angepasst werden.
Dadurch werden kostenintensive Nacharbeiten vermieden und der Bauverlauf bleibt planbar und effizient. Der Punktwolkenabgleich bietet somit einen erheblichen Mehrwert für größere Bauprojekte und zahlt sich sowohl in der Bauphase als auch im Endergebnis aus.
Sie interessiert das Thema 3D Modellierung (BIM) und möchten mehr darüber erfahren oder Sie haben konkrete Fragen? Über einen gemeinsamen Austausch freuen wir uns sehr!
Michael Danklmaier,
Miviso Co-Founder
Tel.: +43 664 4563309
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